Familie, Generationen, Lebenslauf (Version 2014)

Auslaufender Studiengang

Inhalte

Welche unterschiedlichen Familien- und Lebensformen gibt es und wodurch sind sie gekennzeichnet?

Welche Herausforderungen und Übergänge erleben Familien und wie gehen sie damit um?

Wie entwickeln sich Familien und Partnerbeziehungen über den Lebensverlauf hinweg?

Wie werden Beruf und Familie vereinbart?

Wie unterscheidet sich Familienverhalten nach sozialer Schicht?

Wie können wir die Perspektiven von Kindern in die Forschung integrieren?

Wann ist ein Mensch alt? Wann ist eine Bevölkerung alt?

Was sind die Herausforderungen und Chancen von Altern?

Wie ändern sich Beziehungen zwischen Generationen in alternden Gesellschaften?

 

Mit diesen und anderen Fragen beschäftigen wir uns in der Forschungsspezialisierung „Familie, Generationen, Lebenslauf“. Demografische Herausforderungen, Dynamiken und Veränderungen von Familienformen und Normen sowie die Auswirkungen dieser Prozesse auf individueller, familiärer und gesellschaftlicher Ebene gehören zu unseren Forschungsinteressen. Ein Schwerpunkt der Forschungsspezialisierung liegt auch auf der Analyse sozial- und gesellschaftspolitischer Herausforderungen und institutioneller Rahmenbedingungen, wie sie etwa von Familienrecht oder Familienpolitik vorgegeben werden.

Unser methodischer Zugang in der Familien- und Generationenforschung ist sowohl qualitativ als auch quantitativ; wir arbeiten auch mit Mixed-Methods Designs. Im qualitativen Fokus fragen wir danach, wie Familien von den unterschiedlichen Familienmitgliedern konstruiert und im Alltag gelebt werden. Wir inkludieren häufig multiple Perspektiven (z.B. Kinder, Eltern, Großeltern). Besonders intensiv beschäftigt uns die Entwicklung und Anwendung innovativer, auch nonverbaler, Methoden. Die verwendeten Methoden umfassen unterschiedliche Interviewtechniken, Gruppendiskussionen, Tagebucherhebungen, visuelle Forschungszugänge oder die Arbeit mit prozessproduzierten Daten wie Gerichtsakten. Häufig arbeiten wir mit Längsschnittdesigns. Im quantitativen Fokus untersuchen wir schwerpunktmäßig Einflussfaktoren auf Familienverhalten (z. B. Partnerwahl, Geburten, Erwerbstätigkeit von Eltern, Kinderbetreuung durch Großeltern) und auf familienbezogene Einstellungen (z. B. Geschlechterrollen, Bedeutung von Familie und Kindern) sowie Konsequenzen von Familienverhalten oder Einstellungen (z. B. für das Wohlbefinden). Auch beschreibende Analysen wie etwa Veränderungen über die letzten Jahrzehnte sind Gegenstand unserer Forschung. Als Datenbasis verwenden wir vor allem Umfragedaten mit Fokus auf Familie oder Altern, wie etwa die „Generations and Gender Surveys“ oder die „Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe“. Wir nützen statistische Modelle für Querschnitts- und Längsschnittdaten. Im Rahmen von Qualifikationsarbeiten ist die Durchführung eigener Erhebungen möglich, wobei im quantitativen Bereich zumeist die Nutzung von Sekundärdaten empfohlen wird.

Unsere theoretischen Zugänge in der Familienforschung umfassen etwa sozialkonstruktivistische und praxeologische Konzepte (Doing Family, Displaying Family, New Materialism), aber auch stresstheoretische Ansätze, Resilienz- und Capability Ansätze. Weiters werden auch sozialstrukturelle Ansätze vor allem im Rahmen der Politikberatung verwendet.

Die Altern- und Lebenslaufforschung wird theoretisch von der Lebensverlaufsperspektive sowie dem Active Ageing Framework und dem Modell intergenerationaler Solidarität geleitet. Dazu kommen Positionen aus der Kritischen Gerontologie wie sie besonders für die Untersuchung wohlfahrtsstaatlicher Einflüsse auf den gesellschaftlichen Alternsprozess herangezogen werden.

Ziele

In der Lehre zur Forschungsspezialisierung "Familie, Generationen, Lebenslauf" haben Studierende die Möglichkeit, sich umfassendes Basis- und Spezialwissen zu den oben genannten Themen anzueignen, eigenständig zu arbeiten, kreative Ideen zu entwickeln und eine breite Palette an Forschungsmethoden auszuprobieren. Sie erhalten Einblick in laufende Forschungsprojekte und beschäftigen sich mit aktuellen Fragestellungen. Wir möchten Masterstudierende dazu ermuntern, in diesen Themenbereichen Abschlussarbeiten zu verfassen.

Basisliteratur

Monografien und Sammelbände

Bordone, Valeria; Gallistl, Vera; Kolland, Franz 2020, Alter und Altern. In Flicker, Eva; Parzer, Michael (Hg): Forschungs- und Anwendungsfelder der Soziologie. Wien: Facultas. 17-30.

Bundeskanzleramt (Hg). 2021. 6. Österreichischer Familienbericht 2009-2019. Wien. https://www.bundeskanzleramt.gv.at/agenda/familie/familienpolitik/Familienforschung/familienbericht.html

Castrén, Anna-Maija; Cesnuityte, Vida; Crespi, Isabella; Gauthier, Jacques-Antoine; Gouveia, Rita; Martin, Claude; Moreno Mínguez, Almudena; Suwada, Katarzyna (eds). 2021. The Palgrave Handbook of Family Sociology in Europe. Cham: Palgrave Macmillan.

Ecarius, Jutta; Schierbaum, Anja (Hg). 2022. Handbuch Familie. Band I: Gesellschaft, Familienbeziehungen und differentielle Felder; Band II: Erziehung, Bildung und pädagogische Arbeitsfelder. Wiesbaden: Springer VS.

Hill, Paul B.; Kopp, Johannes. 2015. Handbuch Familiensoziologie. Wiesbaden: Springer VS.

Kaindl, Markus; Schipfer, Rudolf K. 2021. Familien in Zahlen 2021: Statistische Informationen zu Familien in Österreich. Wien: Österreichisches Institut für Familienforschung (ÖIF). https://phaidra.univie.ac.at/o:1380130 (jährlich aktualisierte Ausgabe!)

Schneider, Norbert F.; Kreyenfeld, Michaela (eds) (2021): Research Handbook on the Sociology of the Family. Cheltenham: Edward Elgar.

Zartler, Ulrike 2020. Familien. In: Flicker, Eva; Parzer, Michael (Hg): Forschungs- und Anwendungsfelder der Soziologie. Wien: Facultas. 105-118.

 

Wissenschaftliche Fachzeitschriften

Ageing & Society

Childhood

Children & Society

Demographic Research

Demography

European Journal of Women’s Studies

Family Process

Family Relations

Gender & Society

Interdisziplinäre Zeitschrift für Familienrecht (iFamZ)

Journal of Family Issues

Journal of Family Theory & Review

The Journals of Gerontology

Journal of Marriage and Family

Men and Masculinities

The Gerontologist

Youth & Society

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie